Julie Hayward, Himmel auf Erden von Margareta Sandhofer
Himmel auf Erden

Vorgeschichte:
Der Grundstein für die bereits bestehende Grund- und Mittelschule mit Tagesheim an der Hochstraße 31 wurde 1871 gelegt als der Deutsch-Französische Krieg beendet wurde. Ein dreitägiges Fest mit einem großen Feuerwerk war zur Feier des Anlasses vorgesehen. Engagierte Bürger meinten, dass so viel Geld für ein Feuerwerk nicht vertretbar sei, in einer Zeit, in der es so viele Waisenkinder gibt. Statt des Feuerwerks wurde durch deren Engagement ein Kinderheim errichtet, das großzügige Grundstück von Münchner Bürgern gestiftet. Das Geld wurde nicht in den Himmel geschossen, stattdessen entstand ein kleiner Himmel auf Erden für die Waisen – und später für die Schüler. 1961 wird in den Räumlichkeiten der Schulbetrieb aufgenommen, die Tagesheimschule Hochstraße wird eröffnet. Die Schule genießt heute große Beliebtheit.

Die „3-zügige Grundschule“, an der Hochstraße 29, wird seperat verwaltet. Die Architektur und das Lehrsystem basieren hier auf dem Lernhaus-Prizip. Die Mensa und der Veranstaltungsraum bilden einen gemeinsamen Raum für die Schüler des Alt- und Neubaus. Die Aula ist der zentrale Eingangbereich der Grundschule - den somit alle Schüler der Hochstraße betreten. Der Boden im Lichthof, das „Herz“ und Zentrum des gesamten Gebäudes, lädt mit seiner speziellen Raum und Lichtsituation zu einer Gestaltung ein.

Konzept:
Ausgangspunkt für das Projekt Himmel auf Erden ist der Sternenhimmel – etwas das fast jeden in seiner Kindheit fasziniert und uns alle weltweit verbindet. Die Sternbilder bilden in Punkte und Linien aufgelöst interessante abstrakte Darstellungen. Sobald man die Namen der Sternbilder kennt, setzt dies einen kreativen Prozess in Gang, man versucht sich ein Bild davon zu machen. Dieses Bild abstrakt und offen zu lassen um die Fantasie der Kinder anzuregen, ist ein wesentlicher Aspekt dieses Projektes. Himmel auf Erden soll neugierig darauf machen die Welt der Sterne und die Geschichten der Sternbilder zu erforschen und sich vorzustellen, wie die ausgeführten Sternbilder aussehen könnten.

Die spezielle Darstellung des Sternenhimmels wurde mit einem Astronomen erarbeitet. Ausgangspunkt waren Karten, die für dieses Projekt vom Kosmos Verlag zur Verfügung gestellt wurden. Die Darstellung des Sternenhimmels kommt einer Mercatorprojektion nahe. Der Himmel wird dabei Zylinderförmig dargestellt und aufgerollt. Von der Proportion des Bodens ist eine Abbildung fast des gesamten nördlichen Sternenhimmels möglich. Sternbilder im oberen Bereich sind nur angeschnitten sichtbar.

Beim Betreten der Aula nimmt man zunächst ein Muster aus Punkten und Linien wahr. Bei genauerer Betrachtung sind Sternbilder erkennbar und können „begangen“ und erkundet werden - die Darstellungen laden auch zum Spielen ein. Über die Stockwerke wechselt die Perspektive, das Motiv verändert sich in der Bewegung und erschließt sich zunehmend durch die Distanz. Aus den oberen Stockwerken ist je nach Position ein Ausschnitt des gesamten Sternenhimmels zu sehen - die Sternbilder und ihr Umfeld können von hier aus erforscht warden.

Die Arbeit Himmel auf Erden  funktioniert als „Bodenskulptur“. Sterne und Linien aus weißem Terrazzo werden in grauen Terrazzo eingearbeitet. Die Cluster-Farben wurden unter Berücksichtigung der Arbeit Himmel auf Erden nach Rücksprache von den BOF-Architekten zurückhaltend gewählt. Ausgesucht wurden Farben die auch in der Natur zu finden sind.

Kunstvermittlung: Die Vermittlung der Sternbilder und der astronomischen Grundkenntnisse findet mit Hilfe von Büchern und Spielen statt, die in den Clustern aufliegen. Das Buch “Sterne finden ganz einfach” bildet die Grundlage für das Motiv der Sternenkarte. Die wichtigsten Sternbilder können hier erkundet werden. In dem Buch “Reise zu den Sternen” , werden die Sternbilder in Form einer Geschichte erzählt. Am Ende des Buches begeht der Hauptprotagonist die Sterne, sowie es auch im Eingangsbereich möglich ist.
Zusätzlich gibt es eine speziell angefertigte Karte mit dem Ausschnitt des Sternen-Motivs, das auf dem Boden des Eingangsbereiches zu sehen ist. Auf dieser Falt-Karte werden die einzelnen Sternbilder benannt und auf der Rückseite astronomische Informationen zu der Darstellung und kurze Erzählungen zu ausgewählten Sternbildern ausgeführt.
Mit einem speziell entwickelten Sternbild-Memory und einem Sternbild-Trumpf, können die Schüler weiters auf spielerische Weise Ihr Wissen vertiefen.
Die Bücher und Spiele liegen in den Bibliotheken von Alt- und Neubau auf.
Ebenso vorgesehen sind Besuche im Planetarium des Deutschen Museums.

Himmel auf Erden, 2019
Kunst im öffentlichen Raum, 3-zügige Grundschule, Hochstraße 29, München DE
Architektur: BOF-Architekten
Auftraggeber: QUIVID, in Kooperation mit dem Hochbaureferat, München DE
Geladener Wettbewerb, Fertigstellung 2019