• Informationsassimilator
    Informationsassimilator
    , 2000; Gips, Plüsch, Schaumgummi, Stoff; 195 x 270 x 220 cm
    Foto: Heinz Grosskopf
  • Core-Protector und Inside-Out (links), Wir unter uns (rechts); Blumberg, Wien, 2000
    Foto: Heinz Grosskopf
  • Wir Unter Uns
    Wir Unter Uns
    , 2000; Gips, Acrylfarbe;  10-teilig: Ø 300 x 60 cm
    Foto: Heinz Grosskopf
  • Core-Protector (links),  Ø 70 x 190 cm; Inside-Out (rechts), Ø 88 x 120 x 290 cm;
    Schaumgummi, Aluminium, Papier, Plüsch;
    Foto: Heinz Grosskopf
  • O.T
    O.T
    , 2002; Tuschestift auf Papier; 21 x 30 cm
 
  • Informationsassimilator
    Informationsassimilator
    , 2000; Gips, Plüsch, Schaumgummi, Stoff; 195 x 270 x 220 cm
    Foto: Heinz Grosskopf
  • Core-Protector und Inside-Out (links), Wir unter uns (rechts); Blumberg, Wien, 2000
    Foto: Heinz Grosskopf
  • Wir Unter Uns
    Wir Unter Uns
    , 2000; Gips, Acrylfarbe;  10-teilig: Ø 300 x 60 cm
    Foto: Heinz Grosskopf
  • Core-Protector (links),  Ø 70 x 190 cm; Inside-Out (rechts), Ø 88 x 120 x 290 cm;
    Schaumgummi, Aluminium, Papier, Plüsch;
    Foto: Heinz Grosskopf
  • O.T
    O.T
    , 2002; Tuschestift auf Papier; 21 x 30 cm
 
Unter anderem wir unter uns
, Galerie Blumberg, Wien, 2000[ Text einblenden ][ Text ausblenden ]
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Wirklichkeitswahrnehmungen thematisiert auch »Wir unter uns«, 2000, wobei in diesem Werk nicht die Wahrnehmungen eines Einzelnen, sondern die einer Gruppe untersucht werden. Die Bodenskulptur besteht aus zehn bauchigen, mit mundartigen Öffnungen versehenen und nach oben hin stachelig zulaufenden Formen, die zueinander in einem hermetisch wirkenden Kreis angeordnet sind. Die dem Betrachter zugewandte Rückseite, der Stachel und die kreisförmige Anordnung der Skulptur erwecken den Eindruck des Abwehrens und Ausschließens. Julie Hayward verweist auf Platons Höhlengleichnis, in welchem für eine Gruppe von in der Höhle aufgewachsenen Menschen das Gedachte und die Ideen die wirkliche Welt darstellen und die tatsächliche, reale Welt zum Schattenbild des Gedachten und der Ideen wird. Platon verweist darauf, daß selbst dann, wenn einer aus der Gruppe die Höhle verlassen und die wirkliche Welt erkennen würde, dieser jene Erkenntnis als unwahr betrachten und in die Wahrnehmungsvorstellung der Gruppe zurückkehren würde. Die Platon’sche Erkenntnis, angewandt auf das gesellschaftliche Funktionieren innerhalb wirtschaftlicher Strukturen, resultiert in einem Prinzip, welches Irving Janis als »Groupthink« umschreibt. In homogenen Gruppen mit zu starker Selbstbezogenheit werden von außen kommende Lösungsansätze abgewehrt und verhindert, was oftmals Fehlentscheidungen zur Folge hat. Haywards Skulptur visualisiert jene potentielle Situation, wobei sie sowohl das Geborgen- und Aufgehoben-Sein innerhalb der Gruppe als auch das hermetische Ausschließen thematisiert. »Wir unter uns« ist nebst seiner konkreten, aus der psychologischen Forschung abgeleiteten Fragestellung gleichzeitig ein Gesellschaftsbild für eine Gegenwart, in der das »Andere« und »Fremde« nicht zugelassen wird.

Mit der Skulpturengruppe »Core-Protector«, 2000, und »Inside-Out«, 1999, fällt eine thematische Hinwendung zum »Innenleben« bzw. zur Frage nach der psychologischen Entwicklung des Selbst zusammen mit der erstmaligen Verwendung durchlässiger Materialien. Eine mit kreisförmigen Öffnungen versehene Zeppelinform aus Papier umhüllt in »Core-Protector« einen roten Plüschkern. Diese hängende Skulptur gibt ebenso wie »Inside-Out« einen Blick ins Innere frei und hebt dieses auch durch die rote Farbe und die haptische Qualität des Plüschmaterials – das zum Be-greifen auffordert – hervor. Der Titel »Core-Protector« verweist auf die »Core-Energetik«, eine Wissenschaft, in welcher der Wilhelm-Reich-Schüler Pierrakos davon ausgeht, daß der psychische Kern des Menschen von Schutz- und Energieschichten umgeben ist, welche sich bei Störungen überlagern und dadurch den Energiefluß blockieren können. Die Künstlerin verweist in ihrer Skulptur sowohl auf dieses Denkmodell als auch auf eine generelle emotionale Situation, in der Empfindungen und Gefühle zum Austausch zugelassen werden. Bei »Inside-Out« ragt ein roter Plüschschlauch aus dem Inneren einer halbierten Kernform nach außen und erstreckt sich bis an die Decke, an der er anzudocken versucht.
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Eine weitere Skulptur, der »Informationsassimilator«, beschäftigt sich mit dem Filtern von Informationen: Vier ovale, mit großen Öffnungen versehene Formen, die an einer grauen Plüschfläche an der Wand angebracht sind, scheinen Eindrücke und Informationen aller Art aufzunehmen, die allesamt zu einer größeren, organartigen, ebenso auf Plüsch platzierten Gestalt zusammenführen. Ein kreisförmiger Plüschteppich vor diesem Mittelteil könnte das ausgespuckte Resultat eines Filtervorganges – sowohl das Gefilterte als auch das Verdaute – versinnbildlichen. Hayward integriert in diesen Werken erstmals maschinelle Aspekte: Die Skulpturen evozieren die Darstellung abstrakter Vorgänge der menschlichen Emotionswelt, was – oft gepaart mit Humor und Ironie – jene auf die Spitze zu treiben scheint.
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Aus
Parallelwelten des Emotionellen und Unterbewußten
Sabine Schaschl
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